Claire Cooper - Elevator
- bodhi74
- 29. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Sie weiß alles über dich. Und du kannst nicht entkommen.
Thriller
Erscheinungstermin: 20. August 2025
464 Seiten, 12,5 x 18,7 cm

Als Cerys auf dem Weg zu einem wichtigen Meeting den Aufzug im Bürokomplex betritt, nimmt sie die Frau neben ihr zunächst kaum wahr. Doch kurz nachdem der Lift angefahren ist, gibt es einen plötzlichen Ruck. Der Aufzug hält, die Lichter gehen aus. Beide versuchen, Hilfe zu rufen, aber der Notruf funktioniert nicht, und die Handys haben keinen Empfang. Um nicht durchzudrehen, beginnen die beiden Frauen, sich zu unterhalten und entdecken viele Gemeinsamkeiten. Schließlich vertraut Cerys ihrer vertrauenserweckenden Mitgefangenen ihre dunkelsten Geheimnisse an. Bestimmt werden sie sich nie wiedersehen. Aber Cerys irrt sich: Die andere Frau ist keine Fremde …
MEIN Fazit:
Claire Cooper liefert mit Elevator einen packenden Thriller, der Spannung aus klaustrophobischer Enge und psychologischer Raffinesse zieht. Auf 464 Seiten begegnet der Leser einer düsteren Kette von Ereignissen, die sich in einem Bürohochhaus abspielen, als der Aufzug plötzlich zum Stillstand kommt. Die räumliche Enge – Metall, Dunkelheit, fehlender Empfang – fungiert hier als Katalysator für Vertrauen, Misstrauen und eine Eskalation von Geheimnissen.
Im Zentrum steht Cerys, deren Meetingwichtigkeit plötzlich in Frage gestellt wird, als der Lift hängen bleibt. Was zunächst wie eine gewöhnliche Notlage wirkt, entpuppt sich schnell als psychologisches Katz-und-Maus-Spiel. Die Begegnung mit der Frau neben ihr am Anfang bleibt mehrdeutig: Ist sie eine zufällige Mitgefangene oder steckt mehr dahinter? Diese Frage treibt die Erzählung an und macht aus einer scheinbar simplen Situation eine Studie über Abhängigkeiten, Manipulation und die Macht der Offenbarung.
Cooper versteht es meisterhaft, die Charaktere mit feinen Nuancen zu zeichnen. Cerys’ innere Monologe offenbaren eine komplexe Mischung aus Professionalisierung, Angst und der Furcht, enttarnt zu werden. Die vermeintliche Fremde entpuppt sich als vielschichtige Protagonistin, deren Hintergrund und Motivationen schrittweise sichtbar werden. Die Enthüllungen sind gut dosiert gesetzt: Nicht jeder Hinweis führt direkt zum Täter, vielmehr entsteht ein Netz aus Verdachtsmomenten, das den Leser kontinuierlich zum Mitraten zwingt.
Der Spannungsbogen ist konstant hoch, doch Elevator scheut sich nicht vor ruhigen Momenten, in denen die Figurenpsychologie Raum gewinnt. Diese Pausen dienen nicht der Abschweifung, sondern der Vertiefung von Beziehungen und Vertrauensdynamiken. Cooper nutzt die Enge des Aufzugs, um Machtverhältnisse zu spiegeln: Wer hört zu, wer lügt, wer kontrolliert? Die Auflösung bleibt überraschend, aber stimmig, da sie auf nachvollziehbaren Motiven fußt, nicht auf plakativen Schockeffekten.
Der Schreibstil ist prägnant, bildhaft und schnörkellos. Die Kapitel wechseln geschickt Perspektiven und Zeitrahmen, was Orientierung bewahrt, ohne die Spannung zu mindern. Die Seitenzahl verspricht reichlich Raum für Spannung, ohne überladen zu wirken – eine Kunst, die Cooper sauber beherrscht.
Insgesamt ist Elevator ein fesselnder Thriller, der Jubel hervorruft, weil er mehr ist als eine bloße Gefangenschaftsgeschichte. Er untersucht menschliche Abhängigkeiten, das Streben nach Kontrolle und die gefährliche Macht der Enthüllung. Wer ein intensives, intelligentes Perfomance-Reading sucht, wird hier bestens bedient.
Bild/Coverquelle mit freundlicher Genehmigung vom Randomhouse Verlag über das Blogger-Portal / Cover-Download
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