Samantha Sotto Yambao - Water Moon
- bodhi74
- 21. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Roman
Eine herzzerreißende Liebesgeschichte, wärmend wie eine Tasse Jasmintee
Erscheinungstermin: 20. August 2025
416 Seiten, 13,5 x 21,5 cm

In den Gassen von Tokio, hinter der Tür eines unauffälligen Ramen-Restaurants, verbirgt sich ein besonderes Geschäft: Hier können unverwirklichte Träume gegen Seelenfrieden und exquisiten grünen Tee eingetauscht werden. Doch an dem Tag, an dem Hana den Laden von ihrem Vater Toshio übernehmen soll, ist dieser plötzlich verschwunden und der Tresor geplündert. Ein junger Wissenschaftler bietet Hana an, mit ihr nach Toshio zu suchen. Die beiden begeben sich auf eine abenteuerliche Reise und je näher sie der Wahrheit kommen, desto klarer wird Hana, dass es an der Zeit ist, ihr eigenes Geheimnis zu lüften ...
MEIN Fazit:
In Water Moon hat mich die Geschichte wie eine unerwartete Wärme getroffen – sanft, aber unüberhörbar. Tokio wird hier nicht nur als Kulisse benutzt, sondern als lebendige Haut, auf der sich Sehnsüchte, Hoffnungen und Verletzlichkeiten abzeichnen. Hinter der unscheinbaren Tür eines Ramen-Restaurants verbirgt sich ein Tauschhandel zwischen Träumen und Seelenfrieden, und genau dort beginnt für Hana eine Reise, die mein Herz gleichzeitig beruhigt und herausgefordert hat.
Die Prämisse – unverwirklichte Träume gegen inneren Frieden – klingt auf den ersten Blick märchenhaft, doch der Roman zeigt, wie verletzlich diese Träume sind. Hana tritt das Erbe ihres Vaters Toshio an, doch er verschwindet spurlos und der Tresor wird plündert. Der Moment, in dem Hana realisiert, dass nichts mehr so ist, wie es scheint, ist zugleich der Moment, in dem sich die Tür zu ihrer eigenen Vergangenheit öffnet. Die Autorin schafft es, die Emotionen der Protagonistin behutsam zu entfalten: Die Mischung aus Verzweiflung, Sorge um die Familie und einer schimmernden Sehnsucht nach Klarheit verwebt sich zu einem Sog der Einsicht.
Der junge Wissenschaftler, der sich als Begleiter auf dieser Suche anbietet, dient nicht nur als Katalysator für Action, sondern auch als Spiegel. Zwischen ihnen entwickelt sich eine stille, zunehmende Nähe, die mehr sagt als eine glatte Liebesgeschichte je könnte. Es ist eine Liebesgeschichte, die nicht mit großen Gesten glänzt, sondern mit kleinen, lenkenden Momenten – ein Blick, ein Wort, ein gemeinsames Schweigen im Neonlicht der Stadt. Und gerade diese Feinheiten machen das Buch so ehrgeizig und ehrlich: Liebe wird nicht exotisiert, sie wird geerdet, sie wächst aus Vertrauen, Verletzlichkeit und dem Mut, sich dem eigenen Schatten zu stellen.
Die Traumszene, in der Hana entscheidet, ihr eigenes Geheimnis zu lüften, ist der emotionale Kern: Erst durch Selbstannahme wird sie überhaupt frei, die Träume anderer wirklich zu bewahren, statt sie zu missbrauchen. Die Story fragt leise, aber unbeirrbar: Was passiert, wenn das, wovor wir am meisten fliehen, unser größtes Potenzial birgt? Die Antwort ist kein aufgeblasenes Finale, sondern eine zarte, konsequente Landung, die mir noch lange im Kopf nachhallt.
Die Ausstattung des Romans ist schön orchestriert: Der Bezug, das Vorsatzpapier, der origami-faltbare Schutzumschlag erzählen von einem ästhetischen Feingefühl, das das Textbild sinnvoll ergänzt. Es fühlt sich an, als würde jedes Detail, vom Gewicht der Seiten bis zum Duft des Papiers, eine respektvolle Bühne schaffen für Hanas Reise.
Fazit: Water Moon ist mehr als eine Romanze. Es ist eine Reise durch Träume, Verlust und Selbstentdeckung, gewoben mit einer leisen, intensiven Liebe, die bleibt. Wenn du dich nach einer Geschichte sehnst, die dich wärmt, ohne zu beschwichtigen, und dabei wachrüttelt, dann ist dieses Buch genau dein warmer Herbstabend.
Bild/Coverquelle mit freundlicher Genehmigung vom Randomhouse Verlag über das Blogger-Portal / Cover-Download
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